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22.10.2015 | Pressemeldung

„Noch bessere Unterstützung für Hebammen nötig"

Schiedsspruch für freiberufliche Hebammen noch nicht zufriedenstellend

München. „Wir wollen unsere Hebammen bei den exorbitant gestiegenen Haftpflichtprämien unterstützen und fordern daher bessere Refinanzierungsmöglichkeiten“, erklärt der Memminger Landtagsabgeordnete Klaus Holetschek, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Gesundheit und Pflege der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag, nach einem intensiven Austausch mit bayerischen Hebammen diese Woche im Landtag.

„Nach einem Gespräch mit der Sprecherin für das Unterallgäu im Deutschen Hebammenverband, Martina Kirmaier, in meiner Bürgersprechstunde diesen Sommer habe ich mich dafür eingesetzt, das Thema auf die Tagesordnung im Arbeitskreis Gesundheit und Pflege zu setzen, auch um zu signalisieren, dass wir vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Hebammen haben und wir sie angesichts der gewaltig gestie-genen Kosten unterstützen möchten“. Zwar gäbe es mit einem in Berlin ausgehandel-ten Schiedsspruch einen Lösungsansatz, dieser sei aber „noch nicht der Weisheit letzter Schluss“, so Holetschek. Immer mehr Frauen, auch in unserer Region, würden sich aus der Geburtshilfe zurückziehen – mit der Folge, dass immer weniger Schwangere auf Anhieb eine Hebamme finden, betont Martina Kirmaier. Die Hebammen wollen keine Almosen, sie wollen eine leistungsgerechte Bezahlung. Kirmaier: „Wir hatten in den letzten elf Jahren, wenn wir nur die Gebühren für die Geburtshilfe betrachten, eine Ein-kommenssteigerung von ca. 33 %. Die Haftpflichtversicherung ist aber um sage und schreibe 425 % gestiegen“. Die Situation ist komplex: Als Ersatz für die Belastung durch die hohen Haftpflichtprämien bekommen Hebammen derzeit bereits eine höhere Vergütung pro Geburt. Diese soll nach dem Schiedsspruch wegfallen und durch die eine Unterstützungszahlung der Krankenkassen ersetzt werden. Dieser sogenannte Sicherstellungszuschlag gleicht die Belastung durch die gestiegenen Haftpflichtprämien jedoch nicht voll aus.  Daher fordern die Hebammen zusätzlich weiterhin eine höhere Vergütung pro Geburt, um die Haftpflichtversicherung erwirtschaften zu können. „Wir befürworten dieses von den Hebammen vorgeschlagene Modell“, erklärt Holetschek. Der Arbeitskreis für Gesundheit und Pflege fordert die Bundesebene daher auf, diese Lösung zu ermöglichen. Der CSU-Politiker zeigt außerdem wenig Verständnis für eine Einschränkung der Entscheidungsfreiheit von schwangeren Frauen, die sich ebenfalls im Gespräch mit den Hebammen ergeben hat. „Nur weil beispielsweise ein Entbindungstermin um drei Tage überschritten ist, ist dies noch lange kein Grund, einen Pflichtbesuch beim Arzt vorzuschreiben, wenn man sich für die Hausgeburt entschieden hat. Für mich klingt diese Festlegung nach reiner Willkür.“ Abweichungen vom Geburtstermin um plus/minus 14 Tage seien ganz normal – mit dem Schiedsspruch in der bekannt gewordenen Form werde aber eine Überschreitung von drei Tagen praktisch als Krankheit eingestuft, betonte Hebammen-Sprecherin Martina Kirmaier. „Hebammen und ihren Fähigkeiten sind für Familien enorm wichtig, für einen guten Start in das Le-ben eines Kindes. Deshalb brauchen wir freiberufliche Hebammen. Und diese brau-chen praktikable Refinanzierungsmöglichkeiten“, so Klaus Holetschek.
 
Foto, von links: Dr. Thomas Goppel, Dr. Ute Eiling-Hütig, Klaus Holetschek, Mechthild Hofner, Gremienbeauftragte des Bayerischen Hebammenverbandes, Martina Kirmaier - die Sprecherin für das Unterallgäu im Deutschen Hebammenverband, Astrid Giesen -Vorsitzende des Bayerischen Hebammen-Landesverbandes e. V. und AK-Vorsitzender Bernhard Seidenath. Foto-Copyright: CSU-Fraktion im Bayerischen Land-tag.