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21.10.2015 | Pressemeldung

In Würde sterben

Gut besuchte Diskussionsveranstaltung über Sterbehilfe, Hospiz- und Palliativstrukturen in Bad Grönenbach

Bad Grönenbach. In Kürze entscheidet der Deutsche Bundestag über die rechtlichen Rahmenbedingungen der Begleitung und Hilfen für Menschen auf dem letzten Lebensweg. Bei der Debatte um die „Sterbehilfe“ geht es darum, die Selbstbestimmung des Einzelnen und den Schutz des Lebens in eine möglichst gut Balance zu bringen



Zu diesem aktuellen Anlass fand auf Initiative des CSU-Landtagsabgeordneten Klaus Holetschek und seinen Bundestagskollegen Dr. Georg Nüßlein und Stephan Stracke am vergangenen Montag im vollbesetzten Kursaal in Bad Grönenbach eine interessante öffentliche Informations- und Diskussionsrunde mit dem Titel „In Würde sterben – Zur aktuellen Diskussion über Sterbehilfe, Hospiz- und Palliativstrukturen“ statt. In seinem kurzen Eingangsstatement bezeichnete Georg Nüßlein die Sterbehilfe in einer Grauzone, aus der wir sie wieder herausholen müssen. Das Problem sei komplex, so Nüßlein, aber der Patient müsse im Mittelpunkt bleiben. Einer gewerbsmäßigen Sterbehilfe werde die CSU/CSU daher unter keinen Umständen zustimmen. Laut Stephan Stracke stehe der Bundestag in dieser Frage vor einer schwierigen Richtungsentscheidung. Ziel müsse aus seiner Sicht jedoch sein, „den Leidenden zu helfen und nicht uns der Sterbenden zu entledigen“. In seinem Impulsreferat „Sterbehilfe im Sinne einer Sterbebegleitung“ betonte der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, Dr. Max Kaplan, dass es die wichtigste Aufgabe des Arztes sei Leben zu erhalten. „Man soll nicht durch den Arzt sterben, sondern an der Hand des Arztes in den Tod begleitet werden", betonte der Mediziner. Laut Dekan Ludwig Waldmüller sei die Debatte über Sterbehilfe eine ungemein schwierige, aber letztendlich gebe es doch aus seiner Sicht eine einfache Antwort: „Der Mensch nicht“. Das Leben als Geschenk Gottes bedeute, der Mensch könne und dürfe sich nicht selbst anmaßen zu entscheiden, wann Leben zu Ende gehen soll. Der Moderator des Abends, Klaus Holetschek, stellte die Frage, wie man auch etwa durch den weiteren Ausbau der vielfältigen Möglichkeiten von Palliativmedizin, Palliativpflege und Hospizbegleitung ein menschenwürdiges Sterben ermöglichen könne. Im Rahmen der Podiumsdiskussion betonte Dr. Manfred Nuschler, Chefartzt der Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie an den Kliniken Mindelheim und Ottobeuren, Geschäftsführer der Pallium GmbH und Vorstandsmitglied im St. Elisabeth Hospizverein, dass derzeit fast ausschließlich Krebspatienten versorgt würden. Dies müsse künftig durch eine Ausdehnung auf andere Bereiche ergänzt werden. Wichtig sei auch, dass die palliativmedizinische Versorgung frühzeitiger beginnt. In dieselbe Richtung argumentierte die ebenfalls auf dem Podium vertretene Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Gesundheit der CDU-CSU-Fraktion und examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ein wichtiger Aspekt der Diskussion über den ärztlich assistierten Suizid sei auch, so Emmi Zeulner, dass wir dadurch die Notwendigkeit für den weiteren Ausbau von Palliativ- und Hospizstrukturen noch stärker in den Fokus rücken können“. Für Pfarrer Hermann Brill von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Bad Grönenbach liegt das Sterben nicht in unserer Hand. Er wünsche sich eine Kirche, die „lindert und zugewandt bleibt“. Für den Ehrenvorsitzenden der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. und Mitglied im Ethikrat der Bayerischen Staatsregierung, Robert Antretter, werde im Bundestag mit großer Ernsthaftigkeit und Tiefgang über das Thema Sterbehilfe diskutiert. Er hoffe auf eine Sternstunde des Parlaments bei der Abstimmung über die vorliegenden Gesetzentwürfe. Bei der anschließenden offenen Diskussion mit allen Teilnehmern im Kursaal sprachen einige Besucher sehr eindringlich und emotional über persönliche Erlebnisse und Erfahrungen in der Sterbebegleitung mit Angehörigen. Am Ende der Veranstaltung wurde auch noch ein von MdL Klaus Holetschek und seinen Bundestagskollegen Dr. Georg Nüßlein und Stephan Stracke verfasstes Positionspapier mit dem Titel „Für eine Kultur der Wertschätzung“ verteilt. Klare Botschaft: „Die CSU steht für eine Kultur der Wertschätzung gegenüber dem Leben, von dessen Beginn an bis hin zu dessen Ende“

Bildunterschrift:

Diskussionsrunde von links: Pfarrer Hermann Brill, Mitglied des Ethikrates der Bayerischen Staatsregierung, Robert Antretter, Mitglied der AG Gesundheit der CDU/CSU-Fraktion, MdB Emmi Zeulner, der Moderator des Abends CSU-Landtagsabgeordneter Klaus Holetschek, Chefarzt Anästhesie und Geschäftsführer der Pallium GmbH und Vorstand des St. Elisabeth Hospizverein Memmingen, Dr. Manfred Nuscheler und Dekan Ludwig Waldmüller. Foto: Johannes Wiest.